Ab dem IV. Quartal 1989 mehrten sich die kritischen Stimmen der DDR-Bürger in den Medien, in Versammlungen, insbesondere auch in den Betriebszeitungen wie dem „Werkzeugmacher“ im VEB WKS. Auch in den Ministerien, Kombinaten und Betrieben gab es zunehmend Überlegungen zu notwendigen Wirtschaftsreformen innerhalb des bestehenden Systems. So fand am 16.01.1990 im neugebildeten Ministerium für Maschinenbau, zu dem auch das ehemalige MWV gehörte, eine Beratung mit allen Generaldirektoren zu notwendigen Reformen statt, aber noch innerhalb des bestehenden Wirtschaftssystems.
Auch im WKS begannen die ersten Strategieberatungen des Generaldirektors mit den Fachdirektoren des Kombinates, so am 17.01. und 23.01.1990. Weitere Anstöße resultierten aus dem Besuch des Vorstandes des Fachverbandes Werkzeugindustrie (FWI) in Schmalkalden am 22. und 23.01.1990.
Im Auftrag des Generaldirektors wurde ein Vorbereitungsmaterial für die Beratung mit allen Betriebsdirektoren am 26.01.1990 erarbeitet und verteilt. Darin wurden drei mögliche Alternativen für die weitere Entwicklung des Kombinates herausgearbeitet:
- Beibehaltung des Kombinates als AG bzw. „Interessenverband“ mit drei Erzeugnishauptlinien
- Maschinenwerkzeuge
- Handwerkzeuge
- Elektrowerkzeuge
bei vollständiger Eigenverantwortung der Betriebe für Produktion, Absatz, Investitionen, Arbeitsvermögen, Rentabilität, Kooperation und Zulieferungen. Verantwortlicher Leiter sollte der Generaldirektor bzw. dessen Stellvertreter bleiben. Dem Leitungsgremium sollten auch die Betriebsdirektoren angehören. Dieses sollte u. a. auch über Kapitalbeteiligungen entscheiden.
- Teilung des WKS in mehrere „Interessenverbände“ entsprechend den Haupterzeugnislinien.
- Entlassung der Kombinatsbetriebe aus dem WKS – Verband und Herausbildung als völlig eigenständige mittelständische Betriebe.
Dabei war u. a. auch die schrittweise Auflösung der Kombinatsleitung bis zum 31.12.1990 vorgesehen.
In der Beratung selbst sprach sich die Mehrzahl der Kombinatsbetriebe für die völlige Selbstständigkeit ohne kombinatsähnliche Strukturen aus. Für die weitere Arbeit an einem zukünftigen Modell wurde eine Arbeitsgruppe aus ausgewählten Betriebs- und Kombinatsdirektoren unter Leitung des Direktors für Koordinierung gebildet.
Inzwischen hatte die Modrow-Regierung der DDR eine ganze Reihe von Gesetzen erlassen, die der neuen Situation weitgehend Rechnung trugen, u. a.
- den Beschluss zur Gründung der Anstalt zur treuhänderischen Verwaltung des Volkseigentums (Treuhandgesetz) vom 8.3.1990
- die Verordnung zur Umwandlung von volkseigenen Kombinaten, Betrieben und Einrichtungen in Kapitalgesellschaften vom 8.3.1990
- das Gewerbegesetz der DDR und seine Durchführungsbestimmungen vom 16. bzw. 19.3.1990.
Sowohl die Kombinatsleitung als auch alle Kombinatsbetriebe führten im 1. Halbjahr 1990 zahlreiche Gespräche mit Unternehmensberatern, Banken, Verbänden und interessierten Betrieben über mögliche Zusammenarbeit. So wurde z. B. während des 1. Deutsch-Deutschen Werkzeugseminars in Schmalkalden, bei dem der Fachverband Werkzeugindustrie e. V. Remscheid über die Grundlagen der Marktwirtschaft informierte, und an dem alle Betriebsdirektoren und ausgewählte Fachdirektoren teilnahmen, die Gelegenheit genutzt, mit den angereisten über 20 Unternehmern des FWI ins Gespräch zu kommen. Die meisten dieser Gespräche und Absichtserklärungen über mögliche Joint-Ventures führten jedoch nicht zum gewünschten Erfolg.
Obwohl die meisten Kombinatsbetriebe zielstrebig an den erforderlichen Umwandlungsanträgen arbeiteten, wurden sie zum 1.7.1990 auf gesetzlicher Grundlage in GmbH´s in Aufbau (i. A.) umgewandelt. Einige der Kombinatsbetriebe wurden noch im 2. Halbjahr 1990 durch die Treuhandanstalt privatisiert, d. h. an nationale oder internationale Unternehmen verkauft, so z. B: die Elektrowerkzeuge Sebnitz GmbH i. A.an den westdeutschen Konzern Bosch Stuttgart.
Im Stammbetrieb des WKS in Schmalkalden, mit 4.500 Beschäftigten der größte Kombinatsbetrieb, wurden schon frühzeitig Konzepte zur Umbildung entwickelt, So konnte der 1. Stellvertreter des GD für den Stammbetrieb bereits am 22.5.1990 die Kunden über die beabsichtigte Umbildung des Stammbetriebes in 10 ökonomisch-juristisch selbstständige Kapitalgesellschaften und zwei sich reprivatisierende Betriebe informieren.
Das Werk 1 des Stammbetriebes wurde in die Schmalkalder Werkzeug GmbH (SWF) umgewandelt und anschließend 1991 in mehreren Teilen privatisiert. Die Mitglieder der Kombinats- und Stammbetriebsleitung wurden den einzelnen „Profitcentern“ der SWF und den übrigen ehemaligen Werken zugeordnet, was allerdings in einigen Fällen nicht auf die Gegenliebe der Belegschaften stieß. Da die Vertrauensleutevollversammlung am 21.6.1990 keinen Beschluss über die von einigen Mitarbeitern geforderte Vertrauensfrage der ehemaligen Leitung fasste, wurden die Geschäftsführer der SWF öffentlich ausgeschrieben. Allerdings bewarben sich nur ehemalige Mitglieder der Kombinats-bzw. Stammbetriebsleitung, von denen zwei als Geschäftsführer gewählt wurden.
Ähnlich verlief die Entwicklung auch in den anderen Kombinatsbetrieben, wo zunächst die bisherigen Betriebsdirektoren bzw. Fachdirektoren als Geschäftsführer der umgewandelten GmbHs eingesetzt wurden. Der VEB WKS, letztlich nur noch eine juristische Hülle für die umgewandelten Kombinatsbetriebe, löste sich im Sommer des Jahres 1990 geräuschlos auf. Durch die Treuhandanstalt wurde am 14.12.1990 die Rechtsnachfolge für die einzelnen Werke des Stammbetriebes entschieden. Damit wurde endgültig der Schlussstrich unter die 20 Jahre WKS gezogen.