Nachfolgebetriebe des Stammbetriebs

Schon im ersten Halbjahr 1990, d. h. noch vor der Auflösung des WKS, erarbeitete die Leitung des Stammbetriebes Konzepte über die Umwandlung der einzelnen Stammbetriebswerke in Kapitalgesellschaften. So konnten die Kunden schon am 22.05.1990 über die beabsichtige Umwandlung der Werke des Stammbetriebs informiert werden. Diese Struktur wurde nochmals am 10.06.1990 überarbeitet und am 24.12.1990 von der Treuhandanstalt, Niederlassung Suhl, als Rechtsnachfolge festgelegt.

Die Werke 1 und 6 wurden zunächst in die SWF Schmalkalder Werkzeug GmbH umgewandelt.

Inserat der SWF 1990

Jedoch wurden von Anfang an die Haupterzeugnislinien Maschinenwerkzeuge (Fräswerkzeuge, Ausbohrwerkzeuge, Werkzeugaufnahmen), Bergbauwerkzeuge, landwirtschaftliche Messer, Steinbohrer und Handwerkzeuge (im wesentlichen Schraubendreher und Bits) als sogenannte „Profitcenter“ in Verantwortung ehemaliger Fachdirektoren geführt. Diese Profit­center hatten die Aufgabe, eigene Konzepte für die Privatisierung zu erarbeiten und geeignete Partner dafür zu finden.

Bereits am 01.11.1990 begann die FFT Flexible Fertigungstechnik Schmalkalden GmbH & Co.KG als hundertprozentige Tochter der FFT in Mücke/Hessen, die den ehemaligen Sondermaschinenbau des Stammbetriebes übernahm, mit der Produktion. Das Unter­nehmen stellt vorwiegend Taktstraßen für die Automobilindustrie in aller Welt her.

Am 07.05.1991 wurde der Produktbereich landwirtschaftliche Messer von der Fa. Mendritzki Kaltwalzwerk, Plettenberg, über­nommen und die MWS Schneidwerkzeuge GmbH & Co. KG Schmal­kalden gegründet, die am 01.07.1991 mit 65 Mitarbeitern die Arbeit aufnahm.

Der Produktbereich Maschinenwerkzeuge wurde am 22.05.1991 an die Sandvik Kosta GmbH Renningen verkauft. Die Geschäfts­aufnahme der Sandvik Kosta GmbH, Werk Schmalkalden, erfolgte ebenfalls am 01.07.1991. Zuvor  hatte die Fa. Montanwerke Walter, Tübingen, im November 1990 alle Verträge mit dem Stammbetrieb bzw. der SWF gekündigt.

Am 01.07.1991 wurde der Bereich Bohrwerkzeuge als Fa. Hochleistungswerkzeuge Schmalkalden GmbH gegründet in Abstimmung mit der Fa. Heller, Bremen. Die Aufnahme der Geschäftstätigkeit dieses Heller-Tochterunternehmens erfol­gte jedoch erst im September 1991. Damit war die Fa. Heller wieder an ihre Ursprünge in Schmalkalden zurückgekehrt.

Durch den Konkurs der Mutterfirma in Bremen am 01.09.1993 wurde auch die Hochleistungswerkzeuge GmbH in Mitleidenschaft gezogen. Doch schon am 04.02.1994 gründete sich die Herwig Bohrtechnik Schmalkalden GmbH, die dann die Nachfolge der Hochleistungswerkzeuge GmbH antrat. Der geschäftsführende Gesellschafter Herr Herwig war früher Mitarbeiter im FZWI des WKS.

Am 01.11.1991 nahm die Fa. Perfect Werkzeuge GmbH als  Tochterunternehmen der Fa. Wiha Schonach, die Produktion von Schraubendrehern und Bits (Schraubendrehereinsätze für Bohrmaschinen und Ratschen) auf. Die Firma zog bereits am 13.10.1995 in einen Neubau in Breitungen um und wurde im Dezember 2009 im Zuge eines Umzuges nach Mönchweiler aufgelöst.

Der Produktbereich Bergbauwerkzeuge wurde von der Fa. Komotzki, Dortmund/Hemer als Bergbauwerkzeuge Schmalkalden GmbH übernommen und nahm am 01.08.1991 die Geschäfts­tätigkeit auf.

Im Februar 1992 erwarb der Plettenberger Unternehmer Reinhold Mendritzki den Kompaktbau des ehemaligen WKS in der Asbacher Strasse, in dem die meisten der neugegründeten Unternehmen eingemietet waren.

Der Werkzeugbau der SWF wurde am 19.07.1991 durch die Fa, Carsten, Reichling, privatisiert und zog noch 1991 von Schmal­kalden in das neue Gewerbegebiet in Springstille um.

Weitere kleinere Unternehmen entstanden 1991/1992 durch Verkauf bzw. MBO aus der SWF. Im Mai 1992 wurden insgesamt 50 Produktions- und Dienstleistungsunternehmen auf dem Gelände des ehemaligen Werkes 1, Asbacher Strasse 17, gezählt.

Die Auflösung der SWF erfolgte bis Ende 1994, die Bekanntgabe der Auflösung geschah am 17.05.1995 im Handelsregister.

Werk 2 und 3 (Werkzeugfabrik und Schmiede) in Steinbach-Hallenberg wurden zunächst per Gesetz am 01.07.1990 in die Südthüringer Werkzeug GmbH (SWG) umgewandelt. Am 01.09.1992 erwarb die Südthüringer Entwicklungsgesellschaft mbH Arbeit und Umwelt (Stegau), die am 12.01.1991 gegründet wurde, das Unternehmen. Im April 1994 wurde die SWG an die mittlerweile gegründete gewerkschaftsnahe TOPOS AG verkauft. Zur TOPOS AG gehörten u. a. auch die Metallverarbeitung Brotterode GmbH und die Hartmetallwerk Immelborn GmbH.

Nach dem Konkurs der TOPOS AG im Jahre 1996 übernahm die Stahlwille-Gruppe Wuppertal die Werkzeugfabrik und Schmiede als SWM Werkzeugfabrik GmbH & Co. KG. Das Zweigwerk 2.1. in Oberschönau, das zunächst zur SWM gehörte, wurde durch ein MBO 1991 an zwei Gesellschafter als Wifa Oberschönau GmbH privatisiert.

Das Werk 4 in Steinbach-Hallenberg wurde schon am 17.06.1990 in die Hallenburg Ventil GmbH umgewandelt und am 11.12.1990 in das Handelsregister unter der Nr. 601 eingetragen. 1992 wurde das Unternehmen als MBO an 4 ehemalige Mitarbeiter als Gesell­schafter privatisiert. Der Bereich 4.1 in Bermbach wurde ebenfalls 1990 als Karl Gustav Wagner GmbH reprivatisiert.

Bereits am 21.12.1990 wurde das Werk 5.1 des Stammbetriebes als Smalcalda Maschinenmesser GmbH von der Fa. Kaiser, Remscheid, übernommen. Nach dem Ausscheiden des Hauptgesellschafters wurde das Unternehmen ab dem 05.07.1994 durch zwei Gesell­schafter (die ehemaligen Geschäftsführer) als Kaitec Maschinen­messer GmbH weitergeführt. Im Zuge der Insolvenz der Kaitec übernahmen drei Gesellschafter aus dem Unternehmen gemeinsam mit einer Industriebeteiligungsgesellschaft am 01.04.2009 das Unternehmen unter dem alten Namen Schmalkalder Maschinenmesser GmbH.

Die aus dem Werk 5.2 wiederentstandene SAEFA Schmalkalden GmbH wurde am 21.12.1991 vom Inhaber der Fa. Koll & Cie, GmbH & Co. KG, Remscheid gekauft. Mittlerweile wurde die Produktion von Sägeblättern von den ehemaligen Standorten Remscheid und Neunburg nach Schmalkalden verlagert.

Das Werk 7 mit mehreren Standorten in Schmalkalden und Asbach wurde zunächst in die Kampmann Werkzeuge GmbH i. G. (in Gründung) umgewandelt. Im Juni 1991 ging das Unternehmen in Konkurs. Am 01.08.1991 gründete der ehemalige Geschäftsführer aus einem Teilbetrieb der Kampmann GmbH (Werk 7.2, vormals Johannes Lehmann) die MHG Messerschmidt GmbH, die die Produktion von Beiteln und Sonderwerkzeugen fortführte. Seit 1994 ist der Firmensitz der MHG in einem neuerrichteten Gebäude in Schmalkalden-Aue.

Werk 8, die ehemalige Gesenkschmiede in Schmalkalden, wurde als Gesenkschmiede GmbH 1994 in die Fa. Gesenkschmiede und Gerätebau GmbH Schmalkalden umgewandelt. Dieses Unternehmen ging als Produzent eines dreirädrigen Fahrrades, des Short-Bikes, jedoch nach kurzer Zeit in Konkurs. Seither stehen die ehemaligen Werkhallen leer.

Aus dem Werk 9, dem ehemaligen Komplettierungsbetrieb des Stamm­betriebes für die Belieferung der Landesver­teidi­gungs­organe (LVO-Lager) entstand zunächst die Fa. Komplett-Werkzeuge GmbH als Vertriebsfirma. Nach einer vorübergehenden Umwand­lung in die Rapido Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH im Jahre 1993 entstand Anfang 1994 die Bauteam-Profi-Produkte GmbH Steinbach-Hallenberg als Tochter der Bauwerkzeuge und Geräte GmbH in den alten Bundesländern.

Neben diesen Unternehmen entstanden durch MBO oder Neugründung von ehemaligen Mitarbeitern des Stammbetriebes zahlreiche weitere mittelständische Betriebe, u. a.:

  • die CALDIA- Konstruktions-, Entwicklungs- und Teilefertigungs  GmbH,
  • die UBS Uhlig und Bickel Sicherheitswerkzeuge GmbH,
  • die HASTA Werkzeuge Schmalkalden,
  • die Kästner Präzisionswerkzeuge GmbH Steinbach-Hallenberg,
  • die D & C – Gesellschaft für Datenkommunikation und Computersysteme GmbH,
  • die PECO – Fertigungstechnik GmbH Steinbach-Hallenberg,
  • die ZWS – Zerspanung und Werkzeuge GmbH Schmalkalden,
  • die MBS Metallbearbeitung GmbH &Co.KG Schmalkalden, heute Breitungen,
  • die MESA GmbH Schmalkalden,
  • die Tillmann Verpackungen Schmalkalden GmbH in Steinbach-Hallenberg,
  • die Bonsack – Präzisionstechnik GmbH in Brotterode,
  • die DIW – Deutsche Industriewartung  GmbH und
  • die Universalhärterei UHS Schmalkalden.

Noch heute bestimmen die Nachfolgebetriebe des Stammbetriebes das wirtschaftliche Profil der Stadt Schmalkalden bzw. der Region.