Bereits vor Gründung des WKS gab es ab 1958 Ansätze zur besseren Integration der durch Enteignung in Volkseigentum überführten sowie der weiterhin privat oder genossenschaftlich geführten Werkzeughersteller in die sozialistische Volkswirtschaft. Ein Mittel hierzu war die sogenannte Erzeugnisgruppenarbeit, um durch Spezialisierung und Konzentration der Produktion und durch gemeinsame Forschung und Entwicklung zu einer Erhöhung der Arbeitsproduktivität zu kommen. In den Erzeugnisgruppen arbeiteten Betriebe unterschiedlicher Eigentumsformen, aber gleicher oder ähnlicher Produktionsstruktur, zusammen. In den Erzeugnisgruppen hatte ein größerer Betrieb, meist ein VEB, die Funktion eines Erzeugnisgruppenleitbetriebes inne und trug so eine hohe Verantwortung für das Zusammenwirken der Betriebe in der Erzeugnisgruppe.
Der Bezirk Suhl und insbesondere die VVB EBM (Eisen-, Blech- und Metallwaren) spielte in der Erzeugnisgruppenarbeit eine Vorreiterrolle. 1957 gab es allein in der örtlichen Industrie des Bezirkes Suhl 15.908 Betriebe, davon 3.361 VEB, 503 Genossenschaften und 11.644 Privatbetriebe. Im Rahmen der Reorganisation der VVBs 1958 wurden im Bereich der VVB EBM die ersten Erzeugnisgruppen gebildet, u. a. die Erzeugnisgruppe Handwerkzeuge mit dem Leitbetrieb VEB Werkzeugunion Steinbach-Hallenberg und dem Werkdirektor der WU als Leiter der Erzeugnisgruppe.
1959 umfasste z. B. die Handwerkzeugindustrie 23 VEB, 26 PGH und Handelsbetriebe sowie 43 Privatbetriebe. Der von allen Mitgliedern gemeinsam aufgestellte Perspektivplan der Erzeugnisgruppe Handwerkzeuge 1959 bis 1965 (Anlage 21) sah u. a die Erreichung der vollen Bedarfsdeckung 1965 vor und führte die notwendigen Maßnahmen und Investitionen in den einzelnen Mitgliedsbetrieben auf, die jedoch nicht in vollem Umfang realisiert werden konnten.
Im Sommer 1962 erließ der Volkswirtschaftsrat der DDR die „Verfügung zur Vervollkommnung der Leitung der Planung der Produktion durch die planmäßige Zusammenarbeit der zentral- und örtlich geleiteten Betriebe in Erzeugnisgruppen (7.7.1962)“, in der das Beispiel der VVB EBM auf alle Industriezweige ausgedehnt wurde.
1966 erfolgte eine Neubildung der EG Handwerkzeuge mit insgesamt 148 Betrieben. 1967 umfasste die EG Handwerkzeuge nur noch 102 Betriebe, davon 19 VEB, 32 BSB, 10 Privatbetriebe, 30 PGH, 6 Einkaufs- und Liefergenossenschaften des Handwerks sowie 6 Handwerksbetriebe.
Mit der Bildung des VEB WKS im Jahre 1969 bzw. 1970 übernahm das Kombinat die Rolle des Leitbetriebes, wobei die Erzeugnisgruppen in weitere Artikelgruppen gegliedert waren. Für diese waren meist einzelne Kombinatsbetriebe verantwortlich.
Der Stellenwert der Erzeugnisgruppenarbeit im WKS zeigte sich u. a. darin, dass bereits 1971 mehrere Richtlinien des Generaldirektors zur Arbeit der Erzeugnisgruppen in Kraft traten:
- Richtlinie 1/71 Gliederung und Arbeit der Erzeugnisgruppen,
- Richtlinie 2/71 Finanzierung der Erzeugnisgruppenarbeit und
- Richtlinie 3/71 Einheitliche Ermittlung und Abrechnung des ökonomischen Nutzens-
Grundlage dieser Richtlinien war der Beschluss des Ministerrates vom 15.12.1970 über die Aufgaben der Kombinate auf dem Gebiet der Erzeugnisgruppenarbeit. Gemäß der Richtlinie 1/71 existierten im Verantwortungsbereich des WKS insgesamt 10 Erzeugnisgruppen, die von Kombinatsbetrieben als EG-Leitbetriebe geführt wurden.
Auf Initiative der Bezirksleitung Suhl der SED wurden in Vorbereitung auf den VII. Parteitag der SED (April 1967) die ersten Erzeugnisgruppenräte aus den Reihen der Mitglieder der EG gewählt, die dem Leiter der EG als beratendes Organ zur Seite standen. 1971 bestanden in 4 EG des Verantwortungsbereiches des WKS Erzeugnisgruppenräte, in zwei weiteren war die Bildung in Vorbereitung. Neben den Artikelgruppen bestanden auf einzelnen Fachgebieten noch Untergruppen, deren Leiter durch die Betriebsdirektoren der Leitbetriebe berufen wurden (z. B. Technik, Ökonomie, Absatz etc.).
Nach der Verstaatlichung der meisten PGHs und BSB umfasste die Erzeugnisgruppe 21 Handwerkzeuge noch 104 Betriebe mit 9.876 VBE. Von diesen Betrieben waren 60 im Bezirk Suhl, davon 47 in der Region Schmalkalden angesiedelt. Neben der EG 21 gab es noch 8 weitere EG im Verantwortungsbereich des WKS. 1980 umfasste die EG 21 (Leitbetrieb WKS) noch 76 Betriebe in 7 Artikelgruppen.
Die Erzeugnisgruppenarbeit im Industriezweig Werkzeuge wurde 1989 für insgesamt 8 Erzeugnisgruppen (die EG 51 Druckluftwerkzeuge wurde 1988 an das Kombinat 7. Oktober Berlin abgegeben) organisiert, die alle durch Betriebe des WKS geleitet wurden.
Die letzte Erzeugnisgruppenkonzeption zur Entwicklung und Produktion von Handwerkzeugen im Bilanzbereich des WKS 1986 -1995 vom 31.10.1986 (Anlage 23) sah umfangreiche Maßnahmen zur schrittweisen Erreichung der vollen Bedarfsdeckung für die Bevölkerung, für gesellschaftliche Bedarfsträger und den Export vor, die jedoch bis 1990 nur teilweise umgesetzt werden konnten. Neben umfangreichen Maßnahmen der Rationalisierung, der Erneuerung der Produktion waren auch zahlreiche Vorhaben für die Spezialisierung und Kooperation der Produktion sowie Maßnahmen des Austausches von Erzeugnissen mit Betrieben der sozialistischen Länder vorgesehen. Nach der Wiedervereinigung wurde ein Teil der Erzeugnisgruppenarbeit durch die Fachverbände der Industrie und deren Fachabteilungen weitergeführt.