Am 05. Januar 1949 wurde in Moskau der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) gegründet unter Führung der Sowjetunion als Pendant des sozialistischen Lagers auf den Marshallplan und die Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit, der späteren Europäischen Wirtschafts-Gemeinschaft (EWG). Die DDR wurde 1950 Mitglied des RGW.
1971 verabschiedete der Rat des RGW ein „Komplexprogramm zur weiteren Vertiefung und Vervollkommnung der Zusammenarbeit und Entwicklung der sozialistischen ökonomischen Integration der Mitgliedsländer des RGW“. Obwohl das Programm in regelmäßigen Abständen verlängert wurde, blieb es bis Anfang der 80er Jahre relativ wirkungslos, da die nationalen Interessen der Mitgliedsländer zu sehr im Vordergrund standen. Für den Bereich des Maschinenbaus waren die Ständige Kommission Maschinenbau (Kommasch) und deren Zweigbüro Nr. 2 zuständig. Auf dem Gebiet der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit wurden mehrere mehrseitige und bilaterale Abkommen geschlossen, so z. B.
- das „Abkommen über die mehrseitige wiss.-techn. Zusammenarbeit zur Schaffung hochproduktiver Werkzeugmaschinen zur spanenden Bearbeitung“ vom 20.11.1979 und
- das „Abkommen über die mehrseitige wiss.-techn. Zusammenarbeit der Mitgliedsländer des RGW zur Schaffung von hochproduktiven spanenden Werkzeugen“ vom 06.06.1980.
Beide Abkommen wurden mehrfach verlängert und präzisiert sowie durch eine Vielzahl bilateraler Abkommen zwischen Kombinaten und Forschungseinrichtungen der einzelnen Mitgliedsländer ergänzt wie z. B. durch das Ministerabkommen Hartmetall zwischen der UdSSR und der DDR. Für das WKS waren insbesondere folgende Punkte wichtig:
2.3.5. „Entwicklung von hochleistungsfähigen Werkzeugen mit geometrisch bestimmter Schneide sowie von speziellen Werkzeugsortimenten für den automatischen Betrieb“ und
4.3.6. „Schaffung neuer Technologien der Bearbeitung von Materialien unter Einsatz von Plasma-, Vakuum- und Detonationstechnologien zum Auftragen von verfestigten, verschleißfesten und korrosionsbeständigen Schichten“. Bei letzterem war das Institut für Elektroschweißtechnik IES „Paton“ Kiew Gesamtkoordinator, mit dem auch seitens des WKS/FZWI ein bilateraler Vertrag über gemeinsame Forschungsarbeiten bestand. Für den Programmpunkt 4.3.6.1.10 „Entwicklung von Prozessen, Technologien und speziellen Ausrüstungen für die ionengestützte Herstellung von amorphen und mikrokristallinen Schutzschichten“ war das WKS/FZWI die internationale Leiteinrichtung.
Die Maßnahmepläne des Komplexprogrammes wurden in zahlreichen Spezialistenberatungen, die mehrfach jährlich an unterschiedlichen Orten stattfanden, umgesetzt bzw. präzisiert. Zwischen den einzelnen RGW-Mitgliedsländern bestanden zweiseitige Regierungsabkommen über die wirtschaftliche und wiss.-techn. Zusammenarbeit. Dazu bestanden z. B. auf dem Sektor Werkzeuge zweiseitige Arbeitsgruppen, die im Falle des WKS jeweils von einem Fachdirektor geleitet wurden. So befasste sich die AG Werkzeuge DDR-Bulgarien, die seitens des WKS vom Direktor für Koordinierung verantwortet wurde, mit der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der spanenden Werkzeuge, der Handwerkzeuge und Elektrowerkzeuge, mit der Spezialisierung der Produktion z. B. bei Handwerkzeugen und technischen Messern, mit der gegenseitigen Lizenzpolitik, der Ablösung von Importen aus dem nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet (NSW) und dem Warenaustausch zwischen beiden Ländern.
Zwischen den Kombinaten und Betrieben der RGW-Mitgliedsländer gab es bilaterale Beziehungen, z. B. zwischen dem Stammbetrieb und der Maschinenfabrik Kaluga (UdSSR). Des weiteren fanden intensive Erfahrungsaustausche auf der Ebene der Ingenieurorganisationen (in der DDR Kammer der Technik – KdT) statt.
Auf Grundlage des Beschlusses des Präsidiums des Ministerrates der DDR vom 17.07.1987 kam es zu einer Mitarbeit der DDR in der internationalen Standardisierungsorganisation ISO. Seitens des MWV wurde dem WKS 1988 die Verantwortung für das ISO Technical Committee TC 29 Handwerkzeuge übertragen. Aufgrund der politischen Entwicklung ab 1989 kam die Mitarbeit der DDR allerdings nicht mehr zum Tragen
Bedingt durch den relativ geringen Anteil von Hoch- und Fachschulabsolventen im Kombinat sowie eine unter dem Durchschnitt des MWV liegende Zahl von Forschungs- und Entwicklungskapazitäten im Forschungszentrum und auch in den Produktionsbetrieben kam der Wissenschaftskooperation eine besonders wichtige Rolle zu. Eine enge Zusammenarbeit entwickelte sich mit Instituten der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW), verschiedensten Sektionen von Universitäten, Hoch- und Fachschulen sowie Kombinaten und Betrieben. Zu den Partnern gehörten u .a.
- das Zentralinstitut für Physik der Erde der AdW (superharte Schneidstoffe)
- das Zentralinstitut für Werkstoffe der AdW in Dresden (HM-Entwicklung, Grundlagen der Zerspanung, Beschichtung)
- das Institut für Automatisierung der AdW
- die TU Dresden (Grundlagen der Zerspanung, Werkzeugdiagnose)
- die TU Magdeburg (Grundlagen, rechnergestützte Konstruktion, Lasereinsatz)
- die TU Karl -Marx – Stadt (Grundlagen, Beschichtung)
- die IHS Zwickau (superharte Schneidstoffe, Schichtverbunde)
- die TH Ilmenau (Automatisierung, Lasertechnik)
- die Universität Greifswald (Beschichtung)
- die Bergakademie Freiberg (Beschichtung, Materialuntersuchung, Umformtechnik)
- die TH Merseburg (Oberflächentechnik, Plastikeinsatz),
- die TH Leipzig (Presswerkzeuge) und
- das Forschungsinstitut Manfred von Ardenne Dresden (Elektronenstrahlhärten und -beschichtung).
Neben dem Stammbetrieb arbeitete besonders der VEB Hartmetallwerk Immelborn sehr intensiv mit dem Zentralinstitut für Festkörperphysik und Werkstoffforschung ZFW Dresden auf dem Gebiet der Hartmetallentwicklung zusammen. Schwerpunktaufgaben der nationalen Wissenschaftskooperation waren:
- die Optimierung von HM-Schneidstoffen durch Erkundung neuer Materialien,
- Schichtkombinationen sowie Härteträger,
- Untersuchungen zu Verschleißmechanismen,
- Erforschung neuer Werkzeugkonstruktionen für superharte Schneidstoffe,
- rechnergestützte Werkzeugkonstruktion,
- Untersuchungen zur Leistungssteigerung bei Fräswerkzeugen dutch Optimierung der Schnittwerte und
- Die Lösung von Problemen im Bereich „Messen – Steuern – Regeln“ bei spezifischen Fertigungsprozessen unter Anwendung der Farbfernsehthermographie.
Die Ausgaben für die wiss.- techn. Zusammenarbeit im In -und Ausland stiegen von 1,7 Mio Mark 1969 auf 4,7 Mio Mark 1988.
Mit dem Ziel der schnellen Einführung wissenschaftlicher Ergebnisse in die Produktion wurde 1977 der Wissenschaft – Technik – Produktion -Verband (WTP-Verband) „Werkzeugwerkstoffe und Werkzeuge“ in der DDR gegründet, in dem alle Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen auf diesen Gebieten vertreten waren. Vorsitzender des Verbandes war der Generaldirektor des WKS.
Neben der offiziellen wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit national und international gab es einen intensiven Erfahrungsaustausch auf regionaler Ebene zwischen Betrieben aus unterschiedlichen Bereichen über sogenannte KdT-Aktivs mit inhaltlichen Schwerpunkten (z. B. Robotertechnik).